Königsmoor Schleswig-Holstein ©Moor Futures

Das Moor

Das Moor - neblig, unheimlich, gefährlich?

Moore, das sind doch unheimliche Orte, in denen meistens der Nebel hängt? Sie sind in Wahrheit viel besser und wichtiger als ihr Ruf. In Krimis werden Moore als gefährliche Orte dargestellt, die geradewegs zu Verbrechen einladen. Vor allem der englische Krimi bedient sich oft dieses Klischees. Doch mittlerweile werden Moore vor allem für ihre Funktion als CO2-Speicher und wichtiger Verbündeter gegen die Klimaerwärmung geschätzt.

Pietzmoor Naturschutzgebiet Lüneburg

Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden viele Moore trockengelegt. Teils, weil man das Land als Bau- oder Ackerland gewinnen wollte, teils um mehr Weideland für die Viehzucht zu haben. Die fatalen Folgen konnte man damals nicht absehen.

Heute wird immer mehr die Besonderheit der Moore hervorgehoben, vor allem ihre Rolle als wichtiger Verbündeter gegen den voranschreitenden Klimawandel. Obwohl sie nur 3 Prozent der Erdoberfläche ausmachen, können Moore doppelt so viel CO2 aufnehmen wie alle Wälder des gesamten Planten zusammen.

Moorpfad
Viele Moore haben ein beträchtliches Alter. Die ältesten bekannten Moorwege sind bereits in der Jungsteinzeit um 4500 v. Chr. entstanden. Die Pfahlwege wurden mit Rundhölzern erbaut. Da der Boden im Moor sehr sauerstoffarm ist, konserviert er alles. So werden immer wieder fast unversehrte archäologische Funde ausgegraben.

Wie entsteht ein Moor?

Moorlandschaft

Moore findet man in niederschlagsreichen Gebieten. Eine Voraussetzung für ihre Entstehung ist, dass sich Wasser staut und mehr Pflanzen wachsen, als sich zersetzen können. Je nach Lage und Bedingungen bilden sich Nieder- bzw. Flach- oder Hochmoore. Viele von ihnen entstanden bereits Ende der letzten Eiszeit auf Flächen über wasserundurchlässigen Schichten.

Ein intaktes Moor bietet einen wichtigen Lebensraum für eine artenreiche und spezifische Flora und Fauna. In den abgestorbenen Pflanzen können Unmengen an CO2 gebündelt werden. Zudem sind Moore riesige Wasserspeicher, die eine kühlende Wirkung auf die Atmosphäre haben. Bei starken Niederschlägen nehmen sie wie ein Schwamm große Wassermengen auf und geben es durch Verdunstung wieder ab. So schützen sie die Menschen in der Region vor Überschwemmung und Trockenheit.

Im sauerstoffarmen Wasser sammelt sich mit der Zeit immer mehr abgestorbenes Pflanzenmaterial an. Durch den Druck der oberen Schichten verdichtet sich das abgestorbene organische Material zu Torf. Die Pflanzen an der Wasseroberfläche wachsen und sterben weiterhin, sodass langsam immer mehr Torf entstehen kann.

Je nach geologischer Lage und klimatischen Bedingungen unterscheidet man verschiedene Moortypen. Am gängigsten sind die Bezeichnungen Hoch- und Niedermoor.

Nieder- bzw. Flachmoore

Niedermoor

Nieder- bzw. Flachmoore sind meist in feuchten Senken oder Mulden, Flussniederungen sowie an Hängen im Bereich von Quellwasseraustritten zu finden. Man bezeichnet auch verlandende Seen als Niedermoore. Entscheidend ist, dass diese Moore stets in Verbindung mit dem Grundwasser sind. Dieses reichert sie, je nach Beschaffenheit, mit unterschiedlichen Mineralien und Nährstoffen an, wodurch ein Lebensraum für einen große Artenvielfalt entsteht. In den Niedermooren wird der Abbauprozess der abgestorbenen Pflanzen aufgrund des hohen Wasserstandes gehemmt. Die unvollständig abgebauten Pflanzenreste sammeln sich am Grund und werden zu Torf, dieser ist fast schwarz. Er liegt in einer dünnen Schicht auf dem Mineralboden auf. Niedermoore wachsen kaum in die Höhe, sie bleiben immer mit dem nährstoffreichen Grundwasser in Verbindung. Sie wirken wie ein natürlicher Filter, denn sie haben auch die Eigenschaft, das Wasser, das von der Oberfläche eindringt, zu reinigen. Ihr pH-Wer liegt zwischen 3,5 und 7,0 Prozent.

Hochmoore

Hochmoor
Im Gegensatz zu den Niedermooren haben Hochmoore den Kontakt zum Grundwasser gänzlich verloren. Sie werden ausschließlich mit nährstoffarmem Niederschlagswasser versorgt. Oft findet man Hochmoore in eher kühleren, etwas höher gelegenen Regionen, in denen das Wasser nicht so schnell verdunstet. Die Artenvielfalt in Hochmooren ist nicht sehr groß, da in ihnen nur stark angepasste Arten überleben können. Sie besitzen ihre eigene Vegetation. Typisch für Hochmoore sind die sogenannten Torfmoose (Sphagnum-Arten), die sich wie ein Teppich über das Moor ausbreiten. Der pH-Wert des Wassers ist sehr niedrig, fast wie Essigwasser. Die abgestorbenen Pflanzenreste sammeln sich am Grund. Das nährstoffarme Wasser verhindert die Verwesung und Torf bildet sich. Mit jeder Schicht abgestorbenen organischen Materials wächst die Torfschicht jährlich ca. 1mm nach an. Dadurch entwickelt sich eine leicht nach oben gewölbte Form, die diesem Moortyp die Bezeichnung Hochmoor verleiht.

Trockengelegte Moore und die Folgen für die Umwelt

Torfabbau in trockengelegtem Moor
Die Trockenlegung der Moore und der Abbau von Torf haben fatale Auswirkungen auf die Umwelt. Durch die Austrocknung der Moorgebiete entweicht das in großen Mengen in den abgestorbenen Pflanzenresten gebündelte Co2 aus dem Torf direkt in die Atmosphäre. Schätzungen zufolge sind ehemalige Moore, die als Weideland oder zum Torfabbau trockengelegt wurden, für ca. 7 Prozent aller Treibhausgasemissionen allein in Deutschland verantwortlich. Weltweit werden die CO2-Emissionen, die entwässerte Moore ausstoßen, sogar auf einen Anteil von 40 Prozent insgesamt geschätzt.

Renaturierung und Wiedervernässung

skandinavische Moorlandschaft

Um die Klimaziele schneller zu erreichen, ist ein Stopp der Austrocknung und eine umfangreiche Renaturierung und Wiedervernässung der Moore in Europa geplant. In vielen Regionen wurde mit der Umsetzung bereits begonnen. Dieser Vorgang ist allerdings sehr aufwändig.

Abgesehen davon, dass die Entwässerungssysteme blockiert oder ganz entfernt werden müssen, damit sich das Wasser wieder ansammeln kann, muss jede Vernässung einzeln vor Ort geplant werden. Nicht jede Torfschicht ist gleich tief und fest. Je nachdem, um welchen Moortyp es sich ursprünglich handelte, muss darauf geachtet werden, wie das Wasser am besten im Moor gehalten werden kann. So werden in Hochmooren z. B. oft Dämme gebaut, damit das Wasser nicht seitlich abläuft. In Niedermooren werden lösungsmittelfreie Planen senkrecht eingebaut, um ein Becken entstehen zu lassen. So kann Wasser in einem eingegrenzten Bereich gehalten werden, den Torf vernässen und wieder aufquellen lassen. Regulierbare Ablaufsysteme sorgen dafür, dass der Wasserstand ausgeglichen bleibt. Das kann auch ein naheliegendes Gewässer wie ein Bach, Fluss oder See sein, der ebenfalls zur Regulierung des Wasserstandes beiträgt.

Je nach Region und Gebiet muss auch die vor Ort lebende Tierwelt bedacht werden. Nicht nur die im Moor lebenden Arten sind damit gemeint. Auch die Landwirtschaft sollte vermehrt auf Wasserbüffel und andere Nutztiere setzen, die sich dem Lebensraum anpassen können. In einigen Teilen Europas wird das bereits erfolgreich praktiziert. So kann wieder geschützter Lebensraum für viele verschiedene Arten erschaffen und gehalten werden.
Karpatischer Wasserbüffel